Weniger ist mehr

Für die Sanierung wurde der Raum erst einmal bis auf den Rohbau entkernt. Dabei zeigte sich, – wie bereits vermutet – dass die 45°-Ecken an der Wanne keine Funktion hatten. Auch die Kabine für die Dusche konnte komplett abgerissen werden, ebenso die Wandscheiben auf der Waschtischseite. Damit war Platz geschaffen für die gewünschte offene Gestaltung.

Offener Duschbereich mit Wanne

Die Wanne steht nach wie vor im Zentrum, hat allerdings jetzt normale Abmessungen. Die Rundung am Fußende lässt ihr Volumen kleiner wirken und verhindert schmerzhafte „Begegnungen“ beim Vorbeigehen. Daneben bleibt viel Platz für die großzügige Dusche. Die Armaturen für Dusche und Wanne sind in einer raumhohen Vorwand untergebracht. Der zentrale Hingucker an dieser Wand ist eine eingelassene Shampoonische mit zwei LED-Spots. An der Seitenwand sorgt ein Klappsitz für noch mehr Komfort beim Duschen. Entwässert wird die Dusche mit einer Duschrinne über die ganze Breite der Rückwand. So tritt die Technik in den Hintergrund und die gesamte Bodenfläche bleibt nutzbar. Dazu trägt auch die dreiteilige Duschabtrennung bei, die sich schmal zusammenklappen lässt. Auf eine Abtrennung in Richtung Wanne verzichteten die Kunden ganz bewusst, um den offenen Charakter dieses Bereichs zu erhalten. Im Übrigen ist die Dusche so groß, dass ohnehin nur wenige Spritzer auf der Wanne landen. Dort erleichtert eine herausziehbaren Handbrause die Reinigung. Die Decke über Wanne und Dusche wurde abgehängt, so konnten wir die Regenbrause dort einbauen lassen. Gleichzeitig fasst die Decke den Bereich optisch zusammen. Vor der Rückwand wurde eine Lichtfuge ausgebildet und mit einem LED-Band bestückt. Das Streiflicht bringt die Struktur der Fliesen wunderbar zur Geltung – es erfordert allerdings auch eine besonders sorgfältige Verarbeitung.

Mehr Komfort durch Dusch-WC

Der abgetrennte Raum für das WC blieb räumlich unverändert, wurde allerdings zeitgemäß mit einem komfortablen Dusch-WC ausgestattet. Ein Durchbruch über der Vorwand sorgt dafür, dass der dahinterliegende Bereich von Wanne und Dusche jetzt mehr Tageslicht bekommt. Um die Diskretion zu wahren, wählten wir für die Verglasung satiniertes Glas. Auch die Tür zum WC wurde ausgetauscht, hier ist ebenfalls Mattglas eingesetzt.

Waschtische

Die linke Wand wurde wieder mit zwei Waschtischen ausgestattet, sie liegen der Wanne symmetrisch gegenüber. Hier fiel die Wahl der Kunden auf Becken aus Mineralguss mit großen Ablageflächen und integrierten Unterschränken. Die Hochschränke rechts und links stammen aus einer sehr flexiblen Möbelserie und wurden ganz nach den individuellen Wünschen der Kunden zusammengestellt. Sie sind an der Wand montiert, so lässt sich der Boden einfach reinigen. Gleichzeitig wirkt der Raum dadurch großzügiger, weil die Bodenfläche komplett sichtbar bleibt.

Authentische Stein-Optik

Für die gefliesten Bereiche entschieden sich die Kunden für großformatige Fliesen in einem überzeugend „echt“ wirkenden Stein-Dekor. Hier stimmt nicht nur die Optik, sondern auch die „natürliche“ Struktur – und dabei hat die Oberfläche praktischerweise auch noch die Rutschklasse R10B. Die beiden Grautöne – heller für die Wand und dunkler für den Boden – sind neutral, ohne langweilig zu wirken. Bei der Verarbeitung haben die Fliesenleger wahrhaft meisterliche Arbeit geleistet. Mit höchster Präzision wurden die großen Formate exakt nach meinen Fliesenplänen verarbeitet. So kommt die lebhafte Zeichnung der Fliesen voll zur Geltung und die wenigen Fugen sind ganz gezielt gesetzt. Für die Rundung der Wanne ließ der Verarbeiter sich schmale Streifen aus dem Fliesenmaterial schneiden, sie tauchen an der Rückwand der Shampoonische noch einmal auf. Auf Eck- und Abschluss-Schienen wurde – ganz nach dem Prinzip „Weniger ist mehr“ –  vollständig verzichtet. Daher mussten für die Ecken und Kanten Detaillösungen gefunden werden. Die Außenecken, beispielsweise an der Shampoonische, sind alle auf Gehrung gearbeitet. Die senkrechte Außenkante an der Wanne wurde beigespachtelt und überstrichen. Anstrich und Fliese gehen so nahtlos an der Ecke ineinander über. Auch das Festglas über dem WC ist ohne sichtbare Befestigungen eingebaut.

Das Ergebnis der Sanierung ist ein Bad, bei dem die technischen Elemente soweit wie möglich in den Hintergrund treten. Der Raum strahlt durch die reduzierte Gestaltung und den Verzicht auf alle unnötigen Elemente eine große Ruhe und Klarheit aus, ohne kalt zu wirken. Und die vorhandenen Handtücher passen ins neue Bad viel besser als ins alte…

Über dieses Projekt hat Birgit Hansen einen Artikel geschrieben, erschienen in der Zeitschrift Fliesen + Platten.

Das Gästezimmer dieses Projekts finden Sie hier: