Wohnhaus mit Büro / Atelier mit Gästewohnung

Die Geschichte des Ortes: Das Grundstück ist sehr wahrscheinlich seit der Römerzeit besiedelt. In unmittelbarer Nähe wurden bei Ausgrabungen die Reste einer römischen Landvilla und ein römischer Brunnen gefunden. Zuletzt stand hier als Haus eine eingeschossige Nachkriegs- Notbebauung, die Halle stand seit 20 Jahren leer. Beim Abriss der Notbebauung fand sich eine offensichtlich ältere, gusseiserne Säule, die in eine Wand eingemauert war. Diese Säule wurde in die Fassade des Ateliers integriert, wo sie jetzt als Zeuge für den Prozess der immer wieder neuen Gruppierung der Architektur auf dem Gelände steht. Auch die Gestaltung neuer Elemente bezieht sich auf den Ort: es wurde ein Hof angelegt und kein Garten, das Muster des Pflasters nimmt römische Vorbilder auf. Und die Ziegelmauer passt nach Ehrenfeld, wo im 19. Jahrhundert die Ziegelbrennereien standen.

Die verschiedenen Nutzungen: In Ehrenfeld ist die Zusammenlegung von Wohnen und Arbeiten keine neue Idee, sondern eine historisch gewachsene Struktur. Auflagen und Vorschriften haben inzwischen die kleineren Handwerksbetriebe weitgehend verschwinden lassen. Die neue Nutzung mit den Bereichen Wohnen, Künstleratelier, Büro und Gästewohnung in einem Gebäudekomplex mit klarer räumlicher Abgrenzung untereinander ist also eine Fortsetzung eines bestehenden Konzepts: die Halle wurde zum Atelier, der Grundriss des maroden Hauses wurde beibehalten und aufgestockt.

Die persönliche Geschichte: Neben den Aspekten Nutzung und Bezug auf den Ort gab es einen dritten gestalterischen Aspekt, das Eingehen auf die persönliche Geschichte der Nutzer. Als Beispiel hierfür sei die Sichtbetondecke im Haus genannt, ein direktes architektonisches Zitat aus der vorherigen Wohnung des Bauherrn. In diesen Zusammenhang gehört auch die Integration mitgebrachter Elemente, wie etwa das gebogene Thekenelement in der Küche, das ein Teil der alten Einrichtung der Familienapotheke war. Mit einem angebauten Kochblock wird es zum Teil der Kücheneinrichtung. Auch die Tür vom Wohnraum in den Hauswirtschaftsraum war vorhanden, sie wurde aufgearbeitet und eingebaut.

Das Licht: Die schwierige Lage des Hauses, an drei Seiten von Wänden umschlossen, macht Tageslicht zu einem wichtigen Thema. Bodentiefe Fenster über beinahe die gesamte Breite von Küche und Wohnraum bringen jetzt auch an trüben Tagen viel Licht ins Erdgeschoss. Im Sommer können die Doppelflügeltüren komplett geöffnet werden, der Hof wird so zum Lebensraum. Die Fensterteilung wird im Obergeschoss wieder aufgenommen, eine abgesetzte Putzfläche verbindet die Fenster. Lichtkuppeln sorgen für zusätzliches Tageslicht ohne störende Einblicke. Am Abend ermöglicht die Beleuchtung mit Einbau-Strahlern differenzierte Lichtstimmungen. Eine abgehängte Lichtdecke im Eingang läßt die angrenzenden Räume höher erscheinen. In der Küche sorgt indirektes Licht für eine gleichmäßige Ausleuchtung der Arbeitsfläche. Die Seitenwand der Halle wurde ebenfalls großflächig geöffnet, eine hohe Doppelflügeltüre ermöglicht den Transport großer Formate. Auch hier sorgen zwei Lichtkuppeln für zusätzliches Tageslicht.

Die Bäder: Im Bad und den WC´s wurde der industrielle Charakter wieder aufgenommen. Die eckigen Waschbecken erinnern an Waschtröge, die Wandarmaturen sind eine moderne Interpretation des Wasserhahnes. Das Querformat der Fliesen und ihre versetzte Verlegung zitieren historische Vorbilder. Einbau- Abfallbehälter, normalerweise in öffentlichen Sanitärräumen zu finden, sind eine praktische und hygienische Alternative zu freistehenden Behältern. Die Glastüre der Dusche im Bad hat eine Doppelfunktion: geschlossen als Duschabtrennung, geöffnet als WC-Abtrennung. In die Wannenverkleidung ist ein Wäscheabwurf in den darunterliegenden Hauswirtschaftsraum eingebaut.

Die Materialien: Wichtig bei der Auswahl der Materialien war ihre universelle Einsetzbarkeit für die verschiedenen Aufgaben. Der Boden im ganzen Haus, auch in den Bädern, ist eine moderne Terrazzo-Variante auf Anhydridbasis. Farblich ist er auf das Hofpflaster abgestimmt. Alle Ablageflächen in den Bädern, die Arbeitsplatten in der Küche, die Fensterbänke und die Treppenstufen bestehen aus Schichtstoff-Massivplatten. Es handelt sich um eine wasserfeste Platte, die normalerweise mit einer Dekorschicht für WC-Trennwände und ähnliches benutzt wird. Hier ist das Material in seinem natürlichen braunen Farbton eingesetzt und weckt Assoziationen an Holz. Ausschnitte und Einfräsungen in dem Massivmaterial benötigen keine weitere Nachbearbeitung. Kombiniert ist es mit einem braunroten Schichtstoff und Birke-Schälfurnier, passend zu den vorhandenen Möbeln gebeizt.

Die realisierten Elemente dieses Projekts finden Sie hier: