Maximaler Minimalismus

Die Wanne sollte aus dem Bad verschwinden, denn die Kunden träumen von einer freistehenden Wanne neben dem freistehenden Bett im Schlafzimmer. Auch die Waschmaschine fand einen anderen Platz in der Wohnung. Das gab uns den Freiraum für eine grundlegende Neugestaltung der beiden Bäder. Beide Zugänge blieben erhalten, die Türen wurden gegen Mattglastüren ausgetauscht, die in den Flur öffnen.

Bei der neuen Aufteilung bildet die Dusche den Mittelpunkt – von beiden Seiten begehbar. Wie so häufig im Bestand war eine bodenebene Lösung nicht möglich, daher wurde ein 10 cm hohes Podest erstellt. Die mittig eingebaute Duschrinne führt das anfallende Wasser zuverlässig ab. Die Kunden legen größten Wert auf eine möglichst reduzierte Gestaltung. Die Bäder sind für sie private Rückzugsräume, die Ruhe und Klarheit ausstrahlen sollen. Folgerichtig verzichteten sie auf eine ganze Reihe von Elementen, die sich üblicherweise in Bädern finden: In der Dusche gibt es keine Brausestange oder Handbrause, sondern lediglich eine Kopfbrause. Mit 105 x 115 cm ist die Fläche groß genug, um sich zu duschen, ohne dass die Haare nass werden. Neben der Kopfbrause sind ein Lautsprecher und ein Lüfter in der abgehängten Decke der Duschkabine eingebaut. Zwei eingelassene LED-Streifen sorgen für gleichmäßige Beleuchtung. Die einzige Konzession an praktische Erfordernisse ist eine beleuchtete Shampoonische. Sie ist ebenso quadratisch wie die darunterliegende Armatur. Das Mattglas der beiden Duschtüren korrespondiert mit den Eingangstüren und schafft die gewünschte Privatsphäre. An der Wand neben den Duschtüren sind schmale Heizkörper montiert – natürlich ebenso minimalistisch wie alles andere.

In der Schräge hinter der Dusche wurden die beiden WC-Vorwände Rücken an Rücken gesetzt. Durch die entstehenden Nischen sind die WCs aus dem direkten Blickfeld gerückt, die Dachflächenfenster schaffen die nötige Stehhöhe. Das Toilettenpapier und die Bürste verschwinden unsichtbar in einem Wandeinbau, ebenso der neue Durchlauferhitzer.

An den beiden Außenwänden sind großzügige Waschplätze entstanden. Mit ihrer weichen Form durchbrechen die Waschschalen die gradlinige Gestaltung und werden so zum Highlight und Blickfang. Stauraum entstand in den Schubladenschränken unter der Waschtisch-Ablage, auf Spiegelschränke verzichteten die Kunden – wieder ganz im Sinne der maximalen Reduktion. Die wandbreiten Spiegel vergrößern die Räume optisch und werfen das Licht der Dachflächenfenster zurück in den Raum. Die Hinterleuchtung verstärkt ihren schwebenden Charakter.

Auch die ausgewählten Materialien sind sehr zurückhaltend. Die großformatigen Bodenfliesen in Betonoptik werden in der Dusche und auf den Waschtischablagen ergänzt durch eine Spachteltechnik in einem ähnlichen Grauton. Die übrigen Flächen sind in einem passenden Grau gestrichen.

So sind zwei gleichberechtigte Rückzugsräume entstanden, verbunden durch die gemeinsam genutzte Dusche. Das nächste Projekt ist die freistehende Wanne im Schlafzimmer, die Leitungen dafür wurden bereits im Zuge der Sanierung verlegt.